Welt ohne Buchstaben

Welt ohne Buchstaben

Auf dem Sofa sitzend bunte Tasten drücken hat zuweilen das Ergebnis, dass Buchstaben auf einem digitalen, nicht zerreißbaren Papier auftauchen. Einfacher zu löschen als Tinte auf geschöpftem Papier und trotzdem beständig. Wie kleine Fliegen landen Buchstaben auf dem voller werdenden Papier und hinterlassen dort ihre dreckige Spur, wie ihre kleinen Vorbilder. Eine schöne Vorstellung, dass Buchstaben eigentlich nur eine Art Kot sind, die Tastendrücke auf Papier hinterlassen. Buchstaben, die tanzen, immer wieder gelesen werden und ein Schmunzeln auf hübschen Gesichtern hinterlassen. Erstrahlende Gesichter, die man tagelang, nächtelang, vielleicht auch eine Winzigkeit länger betrachten möchte. Buchstaben tanzen Wörter, bilden Gruppen und schließen andere doch wieder aus. Aus Buchstaben werden Worte, doch ohne Buchstabe kein Wort. Ohne Buchstaben keine Schmeicheleien und kein Hass. Nur beträchtliches Schweigen wohin man auch geht. Ein paar Buchstaben können verletzen oder auch erfreuen. Eine Welt ohne Buchstaben, wer mag sie sich vorstellen? Eine Welt voller Umarmungen und Tritte. Eine Welt ohne Facebook und Google. Eine Welt, in der sich Menschen berühren müssen, um sich zu verständigen. Manchmal schmerzhaft und doch im nächsten Moment zärtlich. Doch sind Buchstaben auch kleine Zauber, die Menschen ein Lächeln ins Gesicht treiben. Eine Welt ohne Buchstaben, eine Welt ohne Lächeln – nicht vorstellbar.

Original verfasst am 29.09.2013