Geschichten über Geschichten

Geschichten über Geschichten

Er beginnt zu schreiben, eine Geschichte. Eine Geschichte, wie er sich fühlt, eine weitere folgt. Immer mehr Geschichten werden es, kaum ist die eine fertig, beginnt er die nächste zu schreiben. Sie fließen ihm aus den Fingern, als hätte er sie auswendig gelernt und würde sie nun einfach tippen. Er fragt sich oft, wie ihm das gelingt – es gefiel ihm. Doch mit der Zeit gehen ihm die Ideen aus. Seine Geschichten werden langweiliger, beginnen sich zu ähneln. Bald hat er sein Leid aus sich heraus geschrieben – das Leid, das nur wunde Finger von ihm nehmen konnten. Doch über was soll er dann schreiben? Er überlegt – ihm kommt ein Gedanke.

Er möchte nicht auf die Geschichten verzichten, auch wenn sie nicht mehr von dem Leid geprägt sein werden, das ihn trieb zu schreiben. Manche sollen Blutig sein – nicht von seinem Leid abhängen. Andere fröhlich und voller Freude. Genährt aus seinen Gefühlen, Ängsten und Sorgen. Nichts mehr zu tun mit der jetzigen Vergangenheit. Zukünftige Leiden und Freuden sollen neuen Nährstoff, Garn für seine Geschichten bilden. Langsam kriechen die Worte über seine Finger in die Tastatur und bilden neue Wörter auf dem virtuellen Papier. Es werden immer mehr – er hat es so eilig seine Geschichten nieder zu tippen, dass seine Finger sich überschlagen, tipp Fehler entstehen – wertvolle Zeit vergeht. Wort für Wort findet so allmählich seinen Platz auf dem virtuellen Papier. Seine Geschichte kommt Wort für Wort dem Ende näher, doch er möchte sie noch nicht beenden, er möchte weiter schreiben – Wort für Wort eine Kette aus Sätzen anhängen… Seine Finger werden langsamer. Die Geschichte wächst und gewinnt an Länge, doch so langsam beginnt er zu überlegen. Die Worte kriechen ihm nicht mehr so einfach aus den Fingern. Sie kommen zum Stehen – das Rattern seines Kopfes ist das Einzige, was die Stille ausfüllt.

Ein Entschluss, ein Ende. Er weiß noch nicht wie, aber seine Finger fliegen wieder über die Tastatur. Noch ein Wort und es rückt näher, das Ende. Weitere Wörter folgen und zögern das Ende der Geschichte doch noch hinaus. Sein Verstand weigert sich, die Geschichte zu vollenden und spinnt neuen abstrusen Ideen sie fortzuführen. Das Schmerzen seiner Finger bringt ihn langsam zur Vernunft, zurück in die Realität, weg von seiner Geschichte in das Hier und Jetzt. Dennoch formt sein Verstand neue Wörter, die auf das virtuelle Papier gedruckt werden sollen. Wort für Wort, doch nun sollte endgültig Schluss sein. Ein letztes Wort…

Orginal verfasst im Alter von 16/17 Jahren