Dunkle Keller

Dunkle Keller

Angst. Es ist dunkel um mich herum. Ich stehe im Keller, das Licht erloschen. Schemenhaft zeichnen sich morschen Bretterverschläge rechts und links ab. Die dunklen Spalten zwischen den Brettern – nichts. Nur das bedroht leere Schwarz. Ich versuche möglichst mittig laufend aus dem Keller herauszufinden. Möglichst viel Abstand zu beiden Seiten haltend biege ich ab. Ich habe den Eindruck, an der Ecke bereits vorbei gekommen zu sein – das Holz rechts von mir ist angenagt. Ich laufe weiter, keine Möglichkeit des Abbiegens, dennoch das Gefühl im Kreis zu laufen.

Hinter mir ein Rascheln, ich laufe schneller, gerate ins Straucheln. Eine Kreuzung taucht vor mir auf. Ich überlege zögerlich in welche Richtung ich laufen soll, versuche mich zu erinnern, in welche Richtung ich das letzte mal abgebogen bin. Die Kreuzung kommt mir wieder in Erinnerung. Ich bin mir unsicher, drehe mich dennoch nach links. Links von mir scheint die Wand stabiler zu werden. Eine durchgehend graue Fläche. Keine klaffenden, bedrohlich schwarzen Lücken. Ich betaste die Wand: fester Stein. Ich laufe weiter, etwas mehr nach links, lehne mich schon fast gegen die Wand. Mit ihr im Rücken fühle ich mich schon wesentlich sicherer. Mich an ihr der Wand entlang tastend das Schwarz vor mir anstarrend laufe ich seitwärts weiter. Es ist still. Ich versuche, an nicht zu viel zu denken, um mich zu beruhigen. Es ist nur ein dunkler Keller. Ich denke mir, dass ich eigentlich alt genug sei, auch durch einen Keller ohne Licht zu irren. Ich lasse mich fallen – die Wand hinter mir, sicher. Ich falle – ist da keine Wand hinter mir? – ein Schritt zurück um den Sturz abzufangen. Meine Ferse stößt gegen eine harte Kante. Weiter fallend macht sich wieder das Gefühl der Angst in mir breit – gerade erst vertrieben – der Drang zu fliehen, nicht in der Lage. Ich lande unsanft mit dem Steißbein auf einer Kante – sitze. Bis auf mein schmerzendes Steißbein scheint mir nichts passiert zu sein. Umherblickend und tastend versuche ich meine Umgebung wahr zu nehmen. Kalter Stein auf dem ich sitze – Stufen. Die Stufen führen nach oben. Ich blicke nach hinten und nehme ein flauen Lichtschimmer war. Licht, das unter einer Tür hindurch kriecht, die Dunkelheit bekämpfend, sie verdrängend. Voller Vorfreude und Erleichterung stapfe ich die Treppen hinauf – den Schmerz vergessen – auf die Tür zu, dem befreienden Licht entgegen. Stufe für Stufe fällt die Beklemmung von mir ab. Oben angekommen, erfreut wieder mehr zu sehen, drücke ich die Türklinke herunter und stemme meinen Körper gegen die Tür. Nichts bewegt sich, ein weiterer kurzer Hauch von Verzweiflung, dann die Vernunft, ein kurzer Anflug von Verstand. Ich ziehe an der Tür – ruckartig – falle fast nach hinten die Treppen hinunter. Halte mich an der Türklinke fest und verhindere so den Sturz. Licht strömt in den Keller, der jetzt gar nicht mehr so trostlos und verängstigend wirkt. Die Sonne wärmt meine Haut. Erleichterung, Freiheit, Geborgenheit und Sicherheit machen sich in mir breit, verdrängen die Kälte des Kellers.