Zusammenleben – eine Kunst des Alters

Zusammenleben – eine Kunst des Alters

Heißt es nicht immer, dass man im Alter vernünftiger, ruhiger und besonnener wird? Die Jungend ist rebellisch und lässt sich nichts sagen?
Es ist wohl immer eine Frage der Sichtweise. Für junge Menschen sind alte Leute eher langweilig und uneinsichtig. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.
In einer Zeit, die zwischen Jugend und Alter wandelt, sehe ich beide Welten. In die eine nicht zu 100% zurückwollend, in der anderen nie ankommenwollend. Beide Seiten habe ihre Warheiten. Die Jugend ist anders, daher rebellisch. Im Alter dagegen vergisst man oft wie man in jungen Jahren war… natürlich nur anständig und brav – mich eingeschlossen. Was das Alter oft nicht sieht, ist, dass die Jugend sich erfahren muss. Was die Jugend nicht weis, ist, dass dieses Erfahren, das Anpassen an seine Umwelt, das Einpendeln, erschwert. Gesehen wird nur das Rebellische oder das Störrische. Es lässt sich streiten, welche Seite die bessere ist.

Erfahrung prägt und lässt einen in immer festeren Bahnen denken und handeln. Eine Komponente, die ein Zusammenleben unglaublich erschwert. Eine Komponente, die verhindert, dass wir uns alle jemals verstehen werden – dass wir uns verstehen wollen.

Ich selbst bin jemand, der klare Vorstellungen hat. Jemand, der einen Weg eingeschlagen hat und diesen für den richtigen hält. Ich will an diesem Punkt nicht an meinem Weg zweifeln und ich werde es auch nicht. Die wesentliche Frage, die ich mir stelle, ist die Frage wie viel man sich seiner jugendlichen Anpassbarkeit beibehalten sollte, wie viel ich davon hatte und wie viel ich davon verloren habe.

Für ein friedliches Zusammenleben sind Kompromisse unumgänglich. Wichtig ist, dass beide Seiten Kompromisse eingehen. Einseitige Kompromisse führen zur Unterdrückung einer Seite. Genau diese Balance ist das Problem.
Ich bin ein Mensch der nichts von Kompromissen in Beziehungen hält, besonders von großen Kompromissen. Sie führen zu Unzufriedenheit, auch wenn das Gegenüber in Gegenleistung geht. Eine Trennung ist auf Dauer meist die unweigerliche Konsequenz.

In einer WG treffen die unterschiedlichsten Geister aufeinander. Jung, unerfahren, anpassbar – die besten Voraussetzungen für ein harmonisches WG-Leben!? Mit zunehmendem Alter festigen sich die Wege, die man immer wieder zurücklegt hat. Man wird unflexibler. Der ausgetretene und befestigte Weg ist bequemer und irgendwann machen dann auch die Knochen nicht mehr mit. Mir fällt es schwer, die letzten Sätze so stehen zu lassen. Meine Anpassungsfähigkeit macht mir einen Strich durch diesen. Klare Vorstellungen von einem guten Leben zwingen mich zu meiner Kompromisslosigkeit. Viele neue Wege würden direkt in die entgegengesetzte Richtung führen.

Zum Glück ist der Geist nicht ganz so unflexibel wie Straßen. Um der Harmonie Willen in die falsche Richtung zu laufen, kann für einen kurzzeitigen Kompromiss nötig sein. Auch wenn ich in vielen Punkten eher den Weg der Missionierung einschlage, sehe ich auch, dass eine Lebensweise nicht einfach umgekehrt werden kann. Der Prozess der Änderung erfordert meist Zeit und Einfühlungsvermögen.

Oft hilft bereits ein klärendes Gespräch, da Un- und Missverständnisse oft zu unnötigen Problemen führen. Doch müssen in solchen Fällen oft Kompromisse getroffen werden, die auf Dauer keine Lösung darstellen und zu Unzufriedenheit führen können. Um Konsequenzen zu verhindern, stellt sich der Prozess des Suchens als zentrales Element heraus. Ziel ist es, die Ausnahme, den perfekten Mitbewohner/in mit den gleichen Vorstellungen zu finden. Sei es alt und störrisch oder jung und chaotisch, am Ende des Tages muss das Puzzleteil passen.